Der Mensch PROM-inent im Mittelpunkt

Patientinnen und Patienten stehen im Fokus des Medizinischen Qualitätsmanagements am Universitätsspital Basel: Geht es den Patienten nach der Therapie wirklich besser? War die Behandlung die richtige und hat sie ihnen geholfen? Der einfachste Weg, dies zu erfahren, ist dabei der direkte: indem man die Patientinnen und Patienten danach fragt. Dies geschieht mit international standardisierten Befragungen. Das Universitätsspital Basel ist mit diesem wegweisenden Ansatz schweizweit führend.    

Als eines der ersten Zentren führte das Stroke Center (im Bild links Prof. Leo Bonati) sogenannte PROM (Patient Reported Outcome Measures) zur Qualitätssicherung seiner Behandlungen ein.

Das Basler Universitätsspital verfügt mittlerweile über einen Schatz an vielen Tausend Antworten von über 2’000 Patienten.

Werte orientierte Medizin

Als Pionier in der Schweiz hat das Universitätsspital Basel 2016 Schritt für Schritt begonnen, Patientinnen und Patienten mit international entwickelten Fragenkatalogen zu befragen. Um schlüssig zu erfahren, wie Patientinnen oder Patienten ihre Lebensqualität einschätzen, was sie im Alltag am meisten beschäftigt und wo sie Nachholbedarf puncto Behandlung und Information sehen. PROM heisst die per Tablet, Smartphone oder PC erhobene Messung. Das Kürzel steht für «Patient Reported Outcome Measures». In ihnen wird nachvollziehbar objektiviert, wie die Behandlung subjektiv den Alltag der Patientinnen und Patienten beeinflusst. Für einmal wird nicht das medizinisch Machbare bewertet, sondern das, was die Behandlung für die Patienten am Ende bedeutet. «Wir wollen einen Schritt in Richtung einer auf Werte orientierten («value based») Medizin tun», sagt Dr. Florian Rüter, Leiter Medizinisches Qualitätsmanagement am Universitätsspital Basel. Es ist der Anfang eines gewollten Mentalitätswandels.

Zielführende Grundlage für das Arztgespräch

Der Aufwand, einzigartig für die Schweiz, hat reiche Ernte gebracht. Das Basler Universitätsspital verfügt mittlerweile über einen Schatz an vielen Tausend Antworten von über 2’000 Patienten mit elf Krankheitsbildern. Jeder einzelne Datensatz ist Ergebnis eines digital ausgefüllten strukturierten Fragenkatalogs. Optimal eingesetzt sind die Antworten zielführende Grundlage eines Gesprächs mit behandelnden Ärztinnen und Ärzten. Zielführend, weil aus der Darstellung der Antworten sofort deutlich wird, was besprochen werden muss, wo Handlungsbedarf besteht. 

Der erste Einsatz der PROMs galt der Brustchirurgie, um im persönlichen Gespräch Aufschluss darüber zu bekommen, wie die Patientinnen nach der Behandlung ihren Gesundheitszustand einschätzen. Die Resultate werden so aufbereitet, dass sofort klar ist, was besprochen werden muss. «Das hilft sehr, auch heikle und intime Fragen vorzubringen», berichtet Florian Rüter. Als zweites Feld wurde die Orthopädie mit PROMs für die Arthrose des Hüftgelenks versorgt, und bis Ende 2020 werden an 13 Kliniken des Universitätsspitals Basel Fragenkataloge für zwölf Krankheitsbilder als wertvolle Instrumente für die innere Entwicklung des Spitals genutzt werden können.

Dass hier Top-Arbeit geleistet wird, ist von der Fachwelt anerkannt. Die Basler Messungen glänzten auch im Benchmarking.

International unter den ersten Fünf

Der Berg von PROM-Datensätzen, von den Projekt- und Datenmanagerinnen Selina Bilger und Annabell Müller im QM-Team koordiniert, gepflegt und genutzt, beginnt zu sprechen. Je grösser die Zahlen werden, desto schlüssiger wird auch, was man aus ihnen in Bezug auf die Behandlung lernen kann. Dass hier Top-Arbeit geleistet wird, ist von der Fachwelt anerkannt. Die Basler Messungen glänzten auch im Benchmarking. Das PROM-Projekt der Brustchirurgie schaffte es international unter die fünf besten Ränge. «Die Kliniken lernen voneinander», freut sich Florian Rüter mit seinem Team. «Wichtig ist, dass alle überzeugt mitmachen.»

Kontinuierliche Verbesserung von Behandlungsprozessen

Noch betreibt das Universitätsspital Basel mit PROM ein schweizweit singuläres Projekt. Das gilt erst recht für ein weiteres Projekt, bei dem das O für Outcome durch E für Experience oder Selbsterlebtes ausgetauscht wird. Ziel des Projekts: Ein Werkzeug zu haben, dass aufgrund von Patientenerfahrungen die Verbesserung von Behandlungsprozessen erlaubt. «Im Universitätsspital Basel unterhalten wir um die 200 klinische Systeme», sagt Susana Sanchez, stellvertretende Leiterin des Qualitätsmanagements. «Aus den darin aufgezeichneten und gepflegten Daten, so vermuteten wir, muss sich lesen lassen, wo Patienten digitale Fussabdrücke in den Systemen hinterlassen. Anhand dieser Berührungspunkte oder Zeitstempel, die zum Beispiel ausgelöst werden, wenn der Transporteur den Patient abholt oder wenn die Visite stattgefunden hat, nutzen wir, um gezielt Fragen zu stellen.» 

Die Suche nach einem Werkzeug, das als Softwaretool bei der Orchestrierung der Daten und dem Auslösen entsprechender Fragen helfen kann, war erfolgreich. Im Januar war der Anforderungskatalog erfüllt und die PREM (Patient-Reported Experience Measures) waren geboren. Sie fragen nach dem, was Patientinnen und Patienten direkt im Spitalbetrieb erleben. So werden sie aktiv in die kontinuierliche Verbesserung von Behandlungspfaden und -prozessen eingebunden. Gleichzeitig wird mehr Transparenz geschaffen.